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Presseschau 2014

Ein Hauch von Notre Dame in Bergen-Enkheim

Starorganist Olivier Latry in St. Nikolaus

„Dass den Orgeldienst in der Vorabendmesse einer deutschen Vorortgemeinde der Organist von Notre Dame in Paris versieht, kommt vermutlich höchst selten vor“, konstatierte Harald Schmidt mit erkennbarem Stolz in seiner Einführung zum 98. Konzert des Förderkreises Orgel und Orgelmusik in Bergen-Enkheim am vergangenen Sonntag. Olivier Latry, derzeit berühmtester Organist der Welt, hatte es sich nicht nehmen lassen, schon den Besuchern des Gottesdienstes am Samstagabend eine „Sternstunde der Orgelmusik“ zu bieten, schwärmte Schmidt.
Latry kennt die Orgel von St. Nikolaus von früheren Besuchen und schätzt sie sehr. „Da wehte ein Hauch von Notre Dame durch unsere Kirche,“ stellte der Organist von St. Nikolaus, Bernd Walz, fest.

Dieser Hauch von Notre Dame war auch beim Konzert am Sonntagabend immer wieder zu spüren, das Latry gemeinsam mit seiner jungen Frau Shin-Young Lee bestritt, auch sie eine international agierende Organistin. Die St. Nikolaus-Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, ein großes Aufgebot hatte die Deutsch-Französische Gesellschaft beigesteuert, die ebenso wie das Institut Francais und die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim Mitveranstalter des Konzerts war.

Den Auftakt bildete ein lebhafter Dialog zwischen Latry an der machtvollen Förster & Nikolaus-Orgel und Shin-Young Lee an der kleinen Chororgel nach einer Komposition von Eugène Gigout. Latry kann auf der Hauptorgel aber auch mit einem zarten Scherzetto von Louis Vierne beim Zuhörer Gänsehaut hervorrufen. Eine bravourös dargebotene Toccata von Gigout folgte. Shin-Young Lee überzeugte mit der Interpretation von Johann Sebastian Bachs Choral „Nun komm der Heiden Heiland“, und als das Organistenpaar eine vierhändige Max-Reger-Transkription des Zweiten Brandenburgischen Konzerts beendet hatte, konnte Förderkreis-Gründer Bernd Walz einfach nicht anders, als entgegen dem Wunsch der beiden mitten im Konzert seiner Begeisterung mit kräftigem Applaus Ausdruck zu geben.

Eine Phantasie von Bert Matter über ein junges Mädchen, virtuos dargeboten von Shin-Young Lee, erzählte die Geschichte des Auf und Ab einer ganzen Jugend; Latry spielte anschließend ein anrührendes Wiegenlied zum Gedenken an Louis Vierne. Eine Sonate von Gustav-Adolf Merkel, wieder gespielt zu vier Händen, beendete den offiziellen Teil des Konzerts.
Die Zuschauer spendeten minutenlang stehenden Applaus, die Künstler dankten mit einer atemberaubenden vierhändigen Interpretation des Walkürenritts. Nachdem der Beifall auch danach gar nicht mehr enden wollte, folgte als weitere Dreingabe ein Stück von Mozart. Und weil das Spiel der Organisten per Video in den Kirchenraum übertragen wurde, blieb den Zuschauern das schnelle Küsschen nicht verborgen, das Lee und Latry dabei austauschten. Einen besonderen Grund dafür hatten sie. Shin-Young Lee feierte an diesem Tag Geburtstag, Eltern und Schwester waren deshalb mit nach Bergen gereist. Es gab Blumen für das Geburtstagskind von der Deutsch-Französische Gesellschaft und vom Förderkreis und ein spontan gesungenes Happy Birthday aus den Reihen der Konzertbesucher. Dass Bernd Walz beim anschließenden Empfang in der Nikolauskapelle seinen Geburtstagsgruß als Leierkastenmann zum Besten gab und Joachim Netz von der Kulturgesellschaft in geschliffenem Französisch gratulierte, sei nur am Rande erwähnt.

Hinweisen sollte man jedoch auf das nächste ganz besondere Ereignis im Rahmen der Förderkreis-Konzerte: Wie schon bei einem umjubelten Auftritt Anfang 2013 werden die Mainzer Dombläser und Domorganist Daniel Beckmann am 4. Januar in der St.Nikolaus-Kirche wieder dazu einladen, „Mit Pauken und Trompeten und Orgel ins Neue Jahr“ zu feiern. Karten sind schon jetzt bei den bekannten Vorverkaufsstellen zu haben – ein ideales Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber und Leute, die es werden könnten.

von Hannelore Schmid


Mit Spielfreude, Witz und Ironie unterwegs

von Heinrich Jaskola
Ein virtuos auftretender Künstler, interessante Klangbilder und ein gespannt lauschendes Publikum: Das 97. Große Orgelkonzert in der Bergen-Enkheimer St. Nikolaus-Kirche am letzten Sonntag, 14. September, war erneut ein bemerkenswertes Ereignis.
Ungewöhnlich war schon das Bild, das sich beim Eintritt in den Kirchen- und Konzertraum bot. Eine Video-Wand im Altarraum, auf der die zahlreich erschienenen Zuhörer dem Solisten an der Orgel beim Spiel zuschauen und seine fast unglaublichen Hand- und Fußbewegungen mitverfolgen konnten. Kalevi Kiviniemi aus Finnland gilt nicht umsonst als ein Ausnahmekünstler, dessen perfekte Beherrschung des großen viermanualigen Instruments an diesem Abend jeder von seinem Platz aus sehen konnte. Üblicherweise lässt man sich bei einem Orgelkonzert von den Tönen und Klangwellen beeindrucken, die aus dem Hintergrund des Raumes heranfluten. Dass diesmal der Arbeitsplatz des Solisten auch optisch in Erscheinung trat, war vermutlich denjenigen, die sich dadurch beim intensiven Hören gestört fühlen, nicht recht, erschien aber angesichts des besonders virtuos angelegten Programms an diesem Abend angemessen. Es dürfte am Konzertende keinen Zuhörer und Zuschauer gegeben haben, den neben der musikalischen nicht auch die souveräne technische Leistung Kiviniemis überzeugt haben müsste.

Auf seiner Reise durch wichtige Stationen der Musikgeschichte des 19. und 20.Jahrhunderts konnte der Künstler viele eindrucksvolle Klangbilder vermitteln. Sie zeigen einerseits seine Kunst des Arrangements von ursprünglich nicht für die Orgel bestimmter Musik, beweisen andererseits aber auch, welche musikalischen Räume sich erschließen lassen, wenn man der Königin der Instrumente fachgerechte Transkriptionen zukommen lässt. Kiviniemi ist gerade dafür ein bekannter Meister. Die zwei Übertragungen von Ballettmusik Stravinskys und Prokovievs aus Petruschka bzw. Romeo und Julia (Montagues and Capulets) setzten gleich anfangs rhythmisch und klanglich Maßstäbe. Die Orgel wird hier zum Orchester, das ebenso feinfühlig wie kräftig das in den Tanz umgesetzte Geschehen begleitet. Die Kunst der Registrierung, die der finnische Künstler besonders gut beherrscht, ist gerade bei einem Konzert, das zur Hälfte aus Arrangements besteht, ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Die Zuhörer konnten dies besonders an den beiden Musikstücken von Jean Sibelius, Barcarola bzw. Finlandia, aber auch am Beispiel von Franz Liszts Komposition Der hl. Franziscus von Paola über die Wogen schreitend verfolgen. Raffinierte Klangmischungen, verbunden mit einem unterlegten ungewöhnlichen Takt lassen den Charakter der Barkarole auch auf der Orgel deutlich werden, und sein Heimatland charakterisierte Kiviniemi überzeugend mit einem musikalischen Landschafts- und Charakterbild. Das Besondere bei Liszts Komposition, die ursprünglich für Klavier gedacht war, ist die Erzählung der sich schon im Titel ausdrückenden Legende des Heiligen. Sie gewann durch klangliche und dynamische Feinarbeit des Interpreten an der Orgel eine großartige Tiefendimension, d.h. ein hörbares Erstaunen über die Macht, die der Heilige über die Elemente auszuüben vermag.

Auch in der ausdrücklich für die Orgel geschriebenen Musik gibt es Programmatisches. Um das zeigen zu können, führte die Klangreise des Abends nach Amerika zu Thunderstorm von Thomas Ryder. Der Komponist hat in seiner Partitur genaue Anweisungen hinterlassen. Einem Hirtenidyll im 6/8-Takt als Pastorale mit sanften Stimmen folgt ein Bagpipe genannter Satz, mit dem auf der Orgel Dudelsackmusik nachgeahmt wird. Das dann einsetzende Unwetter wünscht sich der Komponist mit vollem Werk klangstark hereinbrechend. Ein choralartiger Hymnus beschließt schließlich diese Komposition. Mit Spielfreude, Witz und Ironie widmete sich Kiviniemi an der Orgel diesem Grenzfall von Programmmusik und brachte dabei so manchen Zuhörer zum Schmunzeln. Hohe Virtuosität in seriöser Form zeigte der finnische Gast dann noch einmal im letzten Teil des Konzertprogramms. Gabriel Pierné, Pierre Cochereau und Marcel Dupré standen hier beispielhaft für die in die Moderne führende französische Orgelmusik, die Kiviniemi ganz besonders schätzt und makellos zum Klingen bringt. Nach Finlandia als fulminantem Schlusspunkt des Abends musste der Künstler nach langem, stehend dargebrachtem Beifall seine Musikreise mit Widors populärer Toccata F-Dur aus der 5. Sinfonie musikalisch in Frankreich beenden: Ein weiterer Höhepunkt im 30. Jahr des Bestehens der Förster & Nicolaus-Orgel, der beim Empfang nach dem Konzert noch einmal besprochen werden konnte.

Heinrich Jaskola (jh.)


Großartige Vorabendfeier mit Kalevi Kiviniemi

Preisgekrönter Organist spielt 97. Orgelkonzert in St. Nikolaus
Die Vorabend-Feier zum 97. Orgelkonzert in St. Nikolaus am Nordring war im Hause von Andrea und Bernd Walz am vergangenen Samstag eine willkommene Gelegenheit, mit dem finnischen Organisten Kalevi Kiviniemi in geselliger Runde locker zu plaudern sowie vortreffliche Speisen zu genießen. Bernd Walz, Vorstandsmitglied des Förderkreises Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus, entwickelte die Idee zur traditionellen Vorabendfeier, zu der jeweils eine Auswahl der Förderkreis-Mitglieder geladen ist, damit die Musiker den Abend vor dem Konzert nicht allein in ihren Hotelzimmern verbringen, sondern schon einmal Tuchfühlung mit ihrem Publikum aufnehmen können.
Kalevi Kiviniemi war mit seiner Frau gekommen und gut gelaunt zu fast jeder Auskunft bereit. Der international bekannte Organist, der vor fünf Jahren mit dem „Finnischen Staatspreis für Musik“ ausgezeichnet wurde, ließ sich gern vor der über 200 Jahre alten Bürgy-Orgel fotografieren, der Bernd Walz in seinem Keller eine würdige Herberge geschaffen hat. Auf diesem Kleinod hat Kiviniemi vor Jahren die CD „Eine Dorforgel in Frankfurt“ eingespielt, welche man neben vielen anderen Orgel-CDs über Bernd Walz beziehen kann.
Kleine Kostproben seines Könnens präsentierte der finnische „Meister der Orgel“ seinem ausgewählten Publikum nach dem Essen: seine Virtuosität und bemerkenswerte Fingerfertigkeit ließen die Vorfreude auf das 97. Orgelkonzert noch steigen. Am Ende spielte Kiviniemi in atemberaubender Geschwindigkeit noch den „Säbeltanz“ aus dem Ballett „Gayaneh“ von Aram Chatschaturjan, wofür er warmen Applaus erntete.

Der finnische Organist Kalevi Kiviniemi zeigte bei der Vorabendfeier im Hause Walz Kostproben seines Könnens an der wertvollen Bürgy-Orgel von 1807.

Text und Foto von Karoline Ohlmeier


Glückwünsche zum Orgelgeburtstag

Konzert mit Ullrich Böhme am 30.März 2014
von Heinrich Jaskola

Die Gratulation zum dreißigsten Geburtstag der großen Förster & Nicolaus-Orgel in Bergen am letzten Sonntag hätte nicht schöner sein können: Ein in jeder Hinsicht gelungenes Konzert mit Prof. Ullrich Böhme, Organist der Thomaskirche in Leipzig, zahlreiche Besucher, Gäste und Ehrengäste, und ein Grußwort des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann. Zur Geburtstagsfeier eingeladen hatten als Veranstalter der Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus und die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim.
Die Wahl von Prof. Böhme als Solist des Abends erwies sich als ein besonderer Glücksfall. Vor 24 Jahren, im von großen politischen Umbrüchen geprägten Jahr 1990, hatte er beim Konzert in St. Nikolaus mit seiner Frau Martina vierhändige Orgelmusik gespielt. So konnte er für das ihm bereits bekannte Instrument ein Programm zusammenstellen, das mit Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt wie maßgeschneidert passte. Böhme ist seit dem Bachjahr 1985 als Organist an der Thomaskirche in Leipzig tätig. Kraft seines Amtes in dieser Kirche, an der Bach dreiundzwanzig Jahre lang gewirkt hat, ließ sich eine optimale Interpretation Bachscher Musik erwarten. Liebhaber und Kenner Bachs und der Orgel dürften voll auf ihre Kosten gekommen sein, denn authentischer als in diesem Konzert ist Bach in St. Nikolaus kaum je gespielt worden. Zusätzlich überraschte Böhme seine zahlreich erschienenen Hörer auch noch mit vielen Facetten rund um das Werk des großen Thomaskantors, d.h. Perspektiven, die gerade auf der St. Nikolaus-Orgel adäquat und differenziert dargestellt werden können.
Da gibt es z.B. mit Johann Christoph Bach den familiären Gesichtspunkt. Bach war auch musikalisch gesehen ein Familienmensch, der Kompositionen seiner Vorfahren sammelte, studierte und archivierte. Die Aria mit Variationen a-Moll von Bachs Onkel, Organist an der Georgenkirche in Eisenach, zeigte nicht nur die hochbarocke Kompositionskunst, sondern auch eine variantenreiche Umsetzung durch den Solisten des Abends. Nach schlicht-liedhaftem Beginn gestaltete Böhme die einzelnen Variationen lebendig und abwechslungsreich mit typischen Registermischungen. Schon hier war erkennbar, welches Potential in der klangschönen Förster & Nicolaus-Orgel steckt. Im Kontrast dazu hat Carl Philipp Emanuel Bach seine Komposition angelegt. Der wohl berühmteste Bach-Sohn, lange Jahre am Berliner Hof Friedrichs des Großen tätig, hat alles Barocke überwunden. Sein Vater galt bereits als „verzopft“, als der Sohn die Sonata D-Dur komponierte. Diesen neuen galanten Stil, geprägt von schnellen Läufen in den beiden Randsätzen und einem empfindsamen Adagio-Satz in der Mitte, konnte Böhme mit souveräner Leichtigkeit vermitteln. Wie die Romantiker dann die Orgelmusik neu entdeckten und ihre Bach-Rezeption sich in eigenen Kompositionen niederschlugen, zeigte der Orgelprofessor exemplarisch am Beispiel der Sonata VI d-Moll op.65 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dessen romantisch geprägte Auffassung von Orgelmusik setzte Böhme einfühlsam und mit großer Registrierkunst um. Die Orgelsonate über den Choral „Vater unser im Himmelreich“ deutet den Text in drei Sätzen musikalisch intensiv aus. Dem folgte der Solist und machte zugleich klar, wie gut die St. Nikolaus-Orgel für das romantische Klangbild geeignet ist.
Deutlich herausgearbeitet wurde von Prof. Böhme schließlich der Höhepunkt des Konzertabends mit ausgewählten Orgelwerken von Johann Sebastian Bach. Das Präludium und Fuge D-Dur BWV 669 sowie die Fantasie und Fuge g-Moll BWV 642 gehören wahrscheinlich zu den Jahren Bachs als Kapellmeister beim Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Die wenigen Orgelkompositionen aus diesem Lebensabschnitt (zwischen 1717 und 1723) sind von der Idee geprägt, maßgebliche Orgelstile der Zeit zusammenzufassen. Der Künstler an der Orgel konnte hier virtuos und temperamentvoll, überlegen gestaltend und anscheinend ohne technische Probleme seine Zuhörer überzeugen: Schnelle Läufe und geballte Akkorde verweisen auf die norddeutsche Orgeltradition, ein konzertantes Wechselspiel auf italienische (Concerto grosso), aber auch französische („en dialogue“) Einflüsse. Wie Bach dann auch die Moderne in ungewöhnlichen Akkordfolgen vorwegzunehmen scheint und der Solist an der Orgel all dies virtuos umsetzte, kann nur grandios genannt werden. Zwischen den beiden so konzertant auftretenden Orgelwerken hatte Böhme geschickt drei kontrapunktisch ausgefeilte Stücke aus Drittel Theil der Clavier Übung BWV 669, 670, 671 (auch Orgelmesse genannt) eingeschoben.
Nach langem Beifall spielte Prof. Böhme noch einen schlichten Choral aus dem „Orgelbüchlein“ als Zugabe (Jesu meine Freude). Viele Gratulationen dann im neuen Pfarrzentrum vor einem gemeinsamen Abendessen mit geladenen Gästen: Dem Geburtstagskind Orgel und ihrem Initiator Bernd Walz, dem großartigen Solisten des Abends und der Pfarrgemeinde zu ihrem prächtigen Instrument.

Presseschau 2013

Ökumenischen Weihnachtskonzert in der
St. Nikolaus-Kirche

Von Karl Hermann

Buchstäblich bis auf den letzten zusätzlichen Stuhl und somit 500 Besucher, war die St. Nikolaus-Kirche zum traditionellen Weihnachtskonzert besetzt. Die beiden Leiter, Kantor Wolfgang Runkel von der evangelischen Gemeinde und Bernd Walz, Organist an St. Nikolaus und unermüdlicher Organisator dieser Veranstaltung seit über 38 Jahren hatten alle Musiker beider Gemeinden eingeladen, die einen Querschnitt durch die reiche kirchenmusikalischer Arbeit in Bergen-Enkheim darboten.
Als Besonderheit wurde . wie in allen bisherigen ökumenischen Konzerten . ein Überraschungsinstrument vorgestellt: ein Schwyzerörgeli, meisterhaft gespielt von Katja Zimmermann aus Luzern.
Die weiteren Mitwirkenden waren: Natalie Porth, Querflöte; Christian Kraus und Julian Walz, Trompete; Norbert Porth, Posaune; Schola cantorum unter der Leitung von Willi Eutebach; die Gruppe „Jubilate“ mit Julia Ohlenmacher, Antje Saleck und Alexander Keidel, Evangelische Kantorei Bergen-Enkheim unter der Leitung von Wolfgang Runkel, der auch als Orgelsolist und als Begeiter tätig war; Alexander Keidel, Tenor und Begleitorgel und schließlich Bernd Walz an „seiner“ großen Förster & Nicolaus-Orgel.
Bei freiem Eintritt wurde am Ausgang der Kirche um eine angemessene Spende für eine karitative Einrichtung gebeten. Die „Lebenshilfe Alte Mühle“ kann einen stolzen Betrag von 1.000,-. entgegennehmen.
Wolfgang Runkel und Bernd Walz waren hocherfreut über die großzügigen Spenden, die auch durch das honorarfreie Mitwirken der Musiker ermöglicht wurde.
Begrüßt wurden die zahlreichen Besucher von Pfarrer Hans-Hermann Klüh aus Bischofsheim, der zur Zeit
die vakante Pfarrstelle in Bergen-Enkheim verwaltet, während Pfarrerin Kathrin Fuchs die Zuhörer mit dem Segen verabschiedete.
Glückliches Bergen-Enkheim, dass solches Engagement vorzeigen kann.

hintere Reihe von links nach rechts: Natlie Porth, Norbert Porth (und der jüngste Konzertbesucher), Christian Kraus, Bernd Walz, Alexander Keidel
Vordere Reihe von links nach rechts: Willi Eutebach, Julian Walz, Katja Zimmermann; Julia Ohlenmacher, Wolfgang Runkel, Antje Saleck
Katja Zimmermann und ihr Schwyzerörgeli vor dem Altar

Die Orgel zum Tanzen gebracht

Mit einer schwungvoll-fröhlichen und durchaus weltlich klingenden Melodie, die auf das Gesicht so manchen Besuchers ein kleines Lächeln zauberte, startete das 94. Konzert des Förderkreises Orgel und Orgelmusik in der St. Nikolaus-Kirche in Bergen-Enkheim. Przemyslaw Kapitula, der Organist der Warschauer Kathedrale, wusste seine Zuhörer von Anfang an zu fesseln. Die waren sehr zahlreich erschienen, sicher nicht nur wegen des regnerisch-kalten „Konzertwetters“ am Sonntagnachmittag, das das Spazierengehen verleidete. Mehr als 220 Besucher füllten die Kirche.

Das „Versetto per il Gloria“ des italienischen Komponisten Vincenzo Petrali bildete den Auftakt zu einem attraktiven Konzertprogramm, das auf Ohrwürmer der Orgel weitgehend verzichtete und das Publikum vor allem mit seltener gespielten Komponisten bekannt machte. Darunter der jung verstorbene Sachsenprinz Johann Ernst, dessen Concerto in G-Dur immerhin von Johann Sebastian Bach einer Orgelbearbeitung für würdig befunden worden war, Vertreter vor allem der polnischen, aber auch der französischen und englischen Romantik und schließlich Samuel Scheidt, der zu den wichtigsten Komponisten des 17. Jahrhunderts zählt. Johann Sebastian Bach war auch mit einem originär eigenen Werk vertreten, passend zum baldigen Adventsbeginn mit dem Choral „Nun komm der Heiden Heiland“. Die fein ziselierte Interpretation durch Przemyslaw Kapitula ließ viele Zuhörer erstaunt aufhorchen. Er spielte die Choralmelodie auf nur einem Register; das erlaube ihm, so Kapitula, den Charakter des Stückes besonders gut herauszuarbeiten. Die St. Nikolaus-Orgel hat dem international gefragten Musiker mit einer ausgesprochenen Vorliebe für Italien und dessen Musik sehr gefallen, „weil sie kräftig, aber nicht so laut ist und ein differenziertes Spiel zulässt“.

Bernd Walz, als Mitglied des Vorstandes der Organisator des Konzerts, konnte auf dem anschließenden Empfang in der Nikolauskapelle das Lob zurückgeben. „Przemyslaw Kapitula hat alles gezeigt, was unsere Orgel kann, und sie in allen ihren Facetten schillern lassen.“ Erfreut zeigte sich auch der Schirmherr der Veranstaltung, der Honorarkonsul der Republik Polen, Klaus Sturmfels. Die von ihm vor 20 Jahren ins Leben gerufene Deutsch-Polnische Gesellschaft zählte ebenso wie die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim zu den Mitveranstaltern des Konzerts. „Die Aussöhnung zwischen den Nationen braucht Menschen, die sie leben und gestalten“, erklärte Sturmfels, der auch bekannte: „Konzerte wie das in Bergen-Enkheim sind es, die die Tätigkeit des Honorarkonsuls zu einer schönen und erfreulichen Angelegenheit machen.“

Eine schöne und erfreuliche Angelegenheit war das Konzert wohl für alle Besucher. Sie dankten Kapitula mit lang anhaltendem Beifall. Und er dankte das mit einer Zugabe aus seiner reichen Sammlung italienischen Preziosen der Musik, mit der er zum Abschluss des Abends die Orgel noch einmal zum Tanzen brachte.

Hannelore Schmid

von links nach rechts: Stellvertr. Ortsvorsteher Wilfried Bender – Schirmherr Klaus Sturmfels – Przemyslaw Kapitula – 1. Vorsitzende des Vereinsringes, Beatrix Müller-Mamerow – Stadtbezirksvorsteher Walter Fix

Die Kunst der Moderation

Festliches Konzert mit Gunther Emmerlich und seinem Ensemble in St. Nikolaus

Mit einem festlichen Konzert feierte die katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz am 15. September in der St. Nikolaus-Kirche nachträglich die Ende Juni erfolgte Wiedereröffnung der Heilig Kreuz-Kirche in Enkheim. Es sollte ein populäres Konzert mit vielen kleinen Höhepunkten aus der Musikgeschichte werden.
Dafür sprach schon der Solist des Abends, der vom Fernsehen her bekannte Bassist und Entertainer Gunther Emmerlich. Er hatte mit Kurt Sandau (Trompete), Klaus Bender (Orgel und Piano) und Sabina Herzog (Violoncello und Sopran) ein Ensemble mitgebracht, mit dem er häufig auf Konzerttourneen unterwegs ist. Zusammen mit seinen routiniert und professionell agierenden Musikern hatte Emmerlich fast ausschließlich beliebte und bekannte Musikstücke im Gepäck, die den festlichen Charakter des Abends unterstreichen konnten. Wie die Perlen einer wertvollen Kette reihten sich im Laufe des Konzerts in der gut besetzten St. Nikolaus-Kirche jene Stücke aneinander, hauptsächlich aus Barock und Klassik, die der Musikliebhaber bei vielen Gelegenheiten schon gehört und im Gedächtnis aufbewahrt hat. Den geschickt zusammengestellten Bearbeitungen gab besonders der strahlende Trompetenklang immer wieder eine klangprächtige Note. Für Abwechslung war darüber hinaus nicht nur dadurch gesorgt, dass Emmerlich mit seinem wohltönenden Bass, der wegen der trockenen Akustik der Kirche nicht immer voll zur Geltung kam, mit unterschiedlichen Ensemblemitgliedern musizierte. Auch die Tatsache, dass – einem Kirchenkonzert angemessen – die Orgel mit J .Pachelbels Fantasie und Toccata Nr.5 einleitend solistisch zu hören war und dass zweimal reine Instrumentalmusik erklang, lockerte das Programm auf (J.Chr. Schickardt, Hamburger Suiten sowie A. Vivaldi, Largo für zwei Soloinstrumente). Ganz besonders bemerkenswert aber war Emmerlichs Moderation, der neunzehn einzelnen Programmteile, die er souverän und geistvoll-witzig gestaltete – charmant auch gegenüber Sabina Herzog, die als Sopranistin bei Das ist der Tag des Herrn von F. Mendelssohn-Bartholdy und dem Hymnus von E. Elgar mitwirkte.
Wer nicht von der Musik bewegt werde, der sei ein wahrer Klotz, zitiert Emmerlich z.B. den großen Reformator Martin Luther, bevor er den bekannten Choral Lobe den Herren und zwei Bearbeitungen von M. Reger und J.G. Walther zusammen mit Trompete, Cello und Orgel vorträgt. Mit einem solchen Zitat eingeleitet, mag auch eine schlichte Melodie den Zuhörer ergreifen. Oder: Der Moderator spricht von der heilenden Kraft der Musik mit einer Anekdote des französischen Schriftstellers Stendhal, zitiert dann Mozarts Ausspruch, dass keiner alles könne, außer Haydn, und singt anschließend die Arie Nun scheint in vollem Glanz der Himmel aus J. Haydns Oratorium Die Schöpfung. Die öffentliche Uraufführung 1799 in Wien soll für den 66-jährigen Haydn ein ungeheurer Erfolg gewesen sein. Zum weltweit klassischen Repertoire zählt ebenfalls der Choral Jesu bleibet meine Freude aus der Kantate 147 von J.S. Bach, den man bei allen nur denkbaren Gelegenheiten immer wieder hören kann. Emmerlich leitet diesen Choral mit einer Anekdote über Bach ein, bevor er ihn, von den Instrumenten umspielt, selbst singt. Die geschickte Moderation macht auch hier wieder die schon so oft gehörte Melodie und ihr Arrangement für den aufmerksamen Zuhörer neu erlebbar. Ein letztes Beispiel aus der Fülle der einzelnen Programmpunkte: Emmerlich leitet Mozarts Ave verum anekdotisch ein und endet dabei mit dem Hinweis auf das zu seiner Zeit häufig verkannte Genie, dessen Grab bis heute unbekannt geblieben ist. Die Komposition ist 1791, kurz vor Mozarts Tod, für Chor, Streicher und Orgel entstanden. Heute gehört diese Vertonung des alten Textes aus dem Mittelalter (um 1300) durch Mozart mit ihrer zugleich besinnlichen und spannenden Melodie zu den bekanntesten Werken des klassischen Meisters. Mit dem skizzierten Hintergrundswissen erlebt der Hörer die etwas ungewöhnliche Fassung für Bassstimme und Begleitinstrumente vielleicht auf eine neue Weise.
In den beiden Traditionals (Hell ist der Morgen und Der Herr sah hinab) und dem Spiritual Go down Moses, jeweils mit Klavierbegleitung, zeigte Emmerlich eine weitere Seite seines Könnens. Hier geht es weniger um die von einem Opernsänger zu erwartende schöne Stimme, sondern um den für die Gattung charakteristischen Ton. Emmerlich schien hier in seinem Element zu sein.
Am Ende des Abends standen zwei vom Publikum eingeforderte Zugaben: 4 Strophen des bekannten Abendlieds von M. Claudius (Vertonung von J.A.P. Schulz 1790) und der Gospelsong When the Saints go marching in. Beim anschließenden Empfang hinter der Kirche hielt der Schirmherr des Konzertes zur Wiedereröffnung der Hl. Kreuz-Kirche, Pfarrer Wolfgang Hünnekens, eine kurze Ansprache. Vertreter der beiden Veranstalter, des Förderkreises Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus und der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, waren ebenfalls anwesend.

Heinrich Jaskola


Meisterliches Spiel mit Formen und Klängen

Jean-Claude Zehnder konzertierte in St. Nikolaus

Einen „außergewöhnlichen Schweizer Künstler“ hatte in seinem Grußwort der Schweizerische Generalkonsul Pius Bucher als Schirmherr des 92.Großen Orgelkonzerts am 10. März in der St. Nikolaus-Kirche von Bergen-Enkheim angekündigt. Das war nicht zu viel versprochen.

Jean-Claude Zehnder, emeritierter Orgelprofessor aus Basel und Organist an der Silbermann-Orgel in Arlesheim, erfüllte in jeder Hinsicht die in ihn gesetzten Erwartungen. Ungewöhnlich war schon sein Programm. Zehnder ist Spezialist für alte Musik und hat auf seinem Gebiet nicht nur zahlreiche Tonaufnahmen, sondern auch wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht. Das Besondere seines Programms war vor allem die Perspektive, unter der man in diesem Konzert die Orgelmusik wahrnehmen konnte. In keinem der Konzerte an der klangprächtigen Förster & Nicolaus-Orgel hat bisher ein Künstler so intensiv auf Texte verwiesen, die eine sich darauf beziehende Musik formen und gestalten. Der vorösterlichen Passionszeit entsprechend, standen zwei Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt des Konzertabends. Sie gehörten, so Zehnder, in den „meditativen Bereich“ und leuchteten, wie er weiter vor den Konzertbesuchern ausführte, „in verborgene Winkel des Herzens“. Die dazu gehörenden Texte (Schmücke dich, o liebe Seele und Jesus Christus, unser Heiland) waren zusammen mit der jeweiligen Liedmelodie in den Erläuterungen nachzulesen, die dem Programm dankenswerterweise beigefügt waren. Wer sich darauf einließ, konnte nicht nur Bachs musikalische Textauslegung bewundern, bei Jesus Christus, unser Heiland sogar in drei sehr unterschiedlichen Versionen (BWV 665, 666, 688), sondern auch die Meisterschaft, mit der Professor Zehnder in seinem Spiel den Bachschen Vorstellungen gerecht wurde. Zudem machte der Solist wieder einmal deutlich, dass die Orgel in der St. Nikolaus-Kirche unzählige Klangmöglichkeiten bereitstellt, die jeden Spieler herausfordern und die Zuhörer überraschen können. So entstanden Klangbilder, die dem Charakter der Texte nachempfunden waren und sie mit allen Mitteln musikalisch zu deuten versuchten.

Aber nicht nur die einfühlsame Art beim Umgang mit den beiden Texten zum Abendmahl und Erlösungsgeschehen zeichneten diesen Konzertabend aus. Außergewöhnlich war auch die Spieltechnik und Darstellungskraft des Künstlers, der mit großer Souveränität sein Programm überlegen gestaltete. Anfangs, in Dietrich Buxtehudes Ciacona in c (BuxWv 159), hörte man noch ein eher trocken-akademisches Spiel, das aber schon im weiteren Verlauf dieses Stücks, wie es ihm angemessen ist, locker-tänzerisch wurde. Der auf einen spanischen Volkstanz des 16.Jahrhunderts zurückgehenden Form liegt bei Buxtehude ein viertaktiges Thema im Bass (¾-Takt) zugrunde, das sich 34-mal wiederholt. Der Interpret an der Orgel hob dieses Ostinato-Thema deutlich mit einem Zungenregister hervor und gestaltete die darüber spannungsreich musizierenden Stimmen letztlich überzeugend. Mit Ausschnitten aus Gaspard Corettes Missa du huitième ton von 1703 demonstrierte der Solist adäquat die spielerische, mit vielen Verzierungen daherkommende, Musik im Gottesdienst zur Zeit der absolutistisch regierenden französischen Könige. Immer wieder wetteifern einzelne Register mit typischen Klängen miteinander (z.B. Dialogue de Voix humaine). Dies darzustellen war für den Interpreten eine offensichtlich reizvolle Aufgabe und für die Zuhörer vergnüglich nachzuvollziehen. Gleichzeitig ergab sich hier im Rahmen dieses geschickt angelegten Konzertprogramms eine schöne Überleitung: Dass Bach nicht nur in tief empfundener Religiosität komponierte, sondern norddeutsche und französische Einflüsse mit großer Strahlkraft zu verbinden wusste, zeigte Prof. Zehnder, virtuos spielend, mit Präludium und Fuge in C-Dur (BWV 547) – ein Glanzstück für jeden Orgel-Künstler.

Bei diesem Konzert mit J.S.Bach im Mittelpunkt ließ sich auch hören, wie es nach dem Barockmeister weitergehen konnte, nachdem er schon am Ende seines Lebens als veraltet, „verzopft“, gegolten hatte. Sein ältester Sohn Wilhelm Friedemann komponierte zwar noch Fugen (Fuge in g-Moll), aber die beiden Polonaisen (D-Dur und c-Moll), die der Konzertorganist mit der ihnen eigenen, nach außen gewendeten Virtuosität wirksam vortrug, zeigen ein neues, das galante Zeitalter.

Endgültig begeistert waren die zahlreich erschienenen Zuhörer beim glanzvollen Schlussstück des Konzerts, Felix Mendelssohn Bartholdys Sonate in A-Dur op.65/3. Bei dieser an sich schon klangprächtig angelegten Musik setzte Prof. Zehnder alle Möglichkeiten des Instruments beispielhaft ein und beendete damit eindrucksvoll einen überzeugenden Orgelkonzertabend. Die von den zahlreichen Zuhörern geforderte Zugabe nahm er aus seinem Fachgebiet, der alten Musik: Ein mit zarten Flötenregistern gespielter Tanz aus der Renaissance-Zeit.

Zum Empfang nach dem Konzert im Hotel „Schöne Aussicht“ hatte das Schweizer Generalkonsulat großzügig mit Produkten seines Landes, Wein, Käse und Bündner Fleisch, beigetragen.

Heinrich Jaskola


Von der Silbermann-Orgel nach Bergen-Enkheim

Der Schweizer Orgelprofessor Jean-Claude Zehnder gastiert
in der St. Nikolaus-Kirche

Wer an der orgelkundlichen Studienfahrt des Förderkreises Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus in die Schweiz im September letzten Jahres teilgenommen hat, kennt ihn bereits und freut sich auf ihn. Im Dom von Arlesheim bei Basel hat er, Prof. Jean-Claude Zehnder, den Gästen aus Bergen-Enkheim seine Johann Andreas Silbermann-Orgel von 1761 vorgestellt, und die Zuhörer waren ausnahmslos begeistert. Das muss nicht verwundern.
Jean-Claude Zehnder war nach Abschluss seiner Studien in Winterthur, Zürich, Wien und Amsterdam zunächst als Organist und Chorleiter tätig, unterrichtete auch die Fächer Orgel und Cembalo am Konservatorium in Winterthur, ehe er mit 31 Jahren 1972 an die „Schola Cantorum Basiliensis“ berufen wurde. An dieser berühmten Hochschule für alte Musik in Basel leitete Prof. Zehnder bis 2006 eine Orgelklasse und entwickelte sich zum Spezialisten für die Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts. Für seine künstlerischen und wissenschaftlichen Publikationen, z.B. zum Frühwerk von Johann Sebastian Bach, erhielt er neben zahlreichen Ehrungen u.a. 2002 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dortmund.
Wenn der weltweit konzertierende Orgelprofessor aus der Schweiz am 10. März in die St. Nikolaus-Kirche von Bergen-Enkheim kommt, bringt er ein Programm mit, das seine vielfältigen Interessen spiegelt und den Konzertbesuchern Erkenntnisse und Genuss verspricht: Norddeutsche und französische Einflüsse auf J.S. Bach werden mit Dietrich Buxtehudes Ciacona in c (Bux WV 159) und Gaspard Correttes vier Stücken aus der Messe du huitième ton ebenso thematisiert wie die Frage, ob Bachs ältester Sohn Wilhelm Friedemann in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist (Polonaisen D-Dur und c-Moll, Fuge g-Moll) und wie sich der Wiederentdecker Bachs im 19. Jahrhundert, Felix Mendelssohn Bartholdy (u.a. Aufführung der Matthäuspassion 1829), mit Bachscher Musik beschäftigt hat. Beim genauen Blick auf das Konzertprogramm dreht sich also alles mehr oder weniger deutlich um einen Mittelpunkt, den wohl bis heute genialsten Musiker und Komponisten der Barockzeit, Johann Sebastian Bach.
Etwa ein Fünftel des umfangreichen Gesamtwerks von Bach sind Orgelkompositionen, d.h. ca. 220 Orgelwerke, wovon ein großer Teil mit Choralmelodien arbeitet. Zwei dieser Choraltexte und deren musikalische Bearbeitung, in denen Bach „das Passionsgeschehen durch musikalische Bilder verdeutlicht“, stehen nach Zehnders eigenen Worten „im Zentrum“ seines Konzerts: Die Choralvorspiele Schmücke dich, o liebe Seele (BWV 654) und Jesus Christus, unser Heiland (3 Fassungen, BWV 665, 666, 688). Vom Text her gesehen haben beide Choräle eine enge Verbindung zum Abendmahl. Bach hatte in seinen letzten Lebensjahren 18 Choräle aus früheren Lebensabschnitten zusammengestellt und in manchen Details für den vorgesehenen Druck nochmals bearbeitet.

Die drei letzten Stücke dieser Leipziger Choräle musste er wegen einer voranschreitenden Augenerkrankung seinem Schwiegersohn Johann Christoph Altnikol diktieren. In dieser Sammlung kunstvoller Choralvorspiele ist Jesus Christus, unser Heiland zweimal vertreten, und zwar in einer vierstimmigen Fassung mit der Melodie (cantus firmus) im Pedal (BWV 665) und in einer kleineren mit cantus firmus im Sopran (BWV 666). Schon 1739 hatte Bach diese Choralmelodie zusammen mit zwanzig weiteren, immer jeweils doppelt ausgeführten Choralbearbeitungen, umrahmt von Präludium und Fuge Es-Dur (BWV 552), als Clavierübung Teil III veröffentlicht. Albert Schweitzer hat diese Sammlung wegen der Anordnung der von Bach bearbeiteten deutschen Kirchenlieder auch als Orgelmesse bezeichnet, wobei Jesus Christus, unser Heiland (BWV 688) zwar wieder dem Abendmahl zugeordnet ist, aber diesmal in einer anderen Form erscheint, mit dem cantus firmus im Tenor. Man kann die großartige musikalische Auslegungskunst Bachs wohl am besten erfassen, wenn man als Zuhörer den Text mitliest, auf den sich die Musik bezieht.

Text und Musik können sich auf vielfältige Weise miteinander verbinden. Aber auch andere spannende Verbindungen wird Prof. Zehnder in seinem Konzert verdeutlichen. So spiegelt sich die fantasievolle Formensprache der norddeutschen Orgelschule um D. Buxtehude ebenso in Bachs Orgelwerken, wie sich umgekehrt die Beschäftigung mit dem großen Leipziger Thomaskantor bei F. Mendelssohn Bartholdy wiederfindet. Seine mitreißende Sonate in A-Dur (op.65/3) arbeitet beispielsweise, wie wir dies auch von Bach her kennen, u.a. mit einer Choralmelodie („Aus tiefer Not schrei ich zu dir“). Was es sonst noch alles zu entdecken gibt, wird der interessierte Konzertbesucher zweifellos selbst bemerken.

Der Kartenvorverkauf für das 92. Große Orgelkonzert in der St. Nikolaus-Kirche in Bergen, Nordring 71-73 am Sonntag, den 10. März 2013, um 17,00 Uhr, beginnt am Montag, 25. Februar, an folgenden Stellen:

Kath. Pfarrbüro Barbarossastraße 59
Geschäftsstelle Förderkreis,Nordring 71-73
Filialen Bergen und Enkheim der Frankfurter Volksbank

Die Abendkasse ist ab 16.15 Uhr geöffnet. Telefonische Vorbestellung unter 0 61 09 / 2 36 40 erbeten;
auch über e-mail: walzorg@t-online.de oder www.orgelkonzerte-st-nikolaus.de

Heinrich Jaskola


Orgel, Trompeten und Pauken für gute Taten

Ein fulminanter Start ins neue Konzertjahr gelang am vergangenen Sonntag dem Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus mit dem Auftritt der Mainzer Dombläser und des Organisten am Hohen Dom zu Mainz, Daniel Beckmann. Musik von Bach bis Strauß stand auf dem Programm. Die St. Nikolaus-Kirche war buchstäblich bis auf den letzten zusätzlich gestellten Stuhl gefüllt, das große Interesse kam auch der Aktion „Talente stiften“ zugute. Die nämlich nutzte den anschließenden Empfang, um für Spenden zur Renovierung der Fassade von St. Nikolaus zu werben.

Die Mainzer Dombläser bestritten schon zum zweiten Mal das Neujahrskonzert des Förderkreises, das jeweils im Wechsel mit dem ökumenischen Weihnachtskonzert stattfindet. „Jeder Interpret ist ein Meister auf seinem Instrument“, stellte Harald Schmidt in seinen Begrüßungsworten heraus. Domorganist Daniel Beckmann, der 2010 als noch nicht Dreißigjähriger in diese herausragende Position am Hohen Dom zu Mainz berufen worden war, gab am Sonntag sein Debut auf der großen Orgel der St. Nikolaus-Kirche.

Der Förderkreis hat das Konzert wieder gemeinsam mit der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim ausgerichtet. Oberbürgermeister Peter Feldmann konnte für die Schirmherrschaft gewonnen werden, mußte sich am Sonntag allerdings durch die Stadtverordnete Erika Pfreundschuh vertreten lassen.

Die hohen Erwartungen der Besucher haben die Musiker mehr als erfüllt, ob mit dem schwungvollen Dialog zwischen Bläsern und Orgel, der das Konzert einleitete, der virtuos und spannungsvoll vorgetragenen Bachschen Sinfonia aus der Ratswahlkantate für Orgel solo oder einem berührenden „Nun danket alle Gott“ für Blechbläser, Orgel und Pauken. Im zweiten Teil des musikalischen Streifzugs durch vier Jahrhunderte zeigten die Dombläser mit den „American Images“ von Richard Roblee, dass sie auch eher weltlich ausgerichtete Veranstaltungen zum Kochen bringen könnten – was sie allerdings in der Praxis kaum ausprobieren werden, wie Hornistin Stefanie Roschy meinte. Daniel Beckmann griff anschließend mit seiner Interpretation der berühmten Toccata von Charles-Marie Widor den Schwung kongenial auf, und Richard Strauß. „Feierlicher Auszug“, der das Konzert beschloss, hat sicherlich dem einen oder anderen Zuhörer eine Gänsehaut über den Rücken gejagt.

Das Publikum dankte den Musikern mit lang anhaltendem Applaus, bis eine Zugabe erklatscht war. Wer bedauert, nicht dabei gewesen zu sein, sollte Ende nächsten Jahres die Ankündigungen des Förderkreises aufmerksam verfolgen. Jedenfalls sind schon die Weichen dafür gestellt, dass die Mainzer Dombläser und Daniel Beckmann das Neujahrskonzert 2015 am 4.1. bestreiten.
Im Anschluss lud der Förderkreis zum Empfang vor der Kirche mit heißem Glühwein und kühlem Sekt. Vorstandsmitglied Bernd Walz hatte Brote mit selbst gemachtem Gänseschmalz beigesteuert, und dann mischten sich überraschend noch drei weiß gekleidete Betonbauer mit Schutzhelm unters Publikum: In den Monturen steckten Werner Schledt und Wolfgang Rink von der nie um originelle Ideen verlegenen Aktion „Talente stiften – auf Glauben bauen“. Dritter im Bunde war Bernd Walz, der es bekanntermaßen genießt, in alle denkbaren Verkleidungen zu schlüpfen. Die drei nutzten den Umtrunk unter der eingerüsteten Fassade der St. Nikolaus-Kirche, um Spenden für die Renovierung zu sammeln. Die gute Stimmung im Publikum kam ihnen entgegen. Wie heißt es doch: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“. Rund 150 Euro landeten im Sammeleimer. Zusätzlich wurde die Fassadenerneuerung mit zwei Euro von jeder verkauften Eintrittskarte unterstützt. Dabei kam eine beachtliche Summe zusammen, die der Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus der Aktion übergeben konnte.

Hannelore Schmid


Mit Pauken, Trompeten und Orgel ins Neue Jahr 2013


Großes Neujahrskonzert mit festlicher Musik für Orgel, Bläser und Pauken
am Sonntag, den 6. Januar 2013 um 17 Uhr in der Kirche St. Nikolaus in Bergen Enkheim
Eine klanggewaltige musikalische Einstimmung auf das neue Jahr erwartet die Besucher des 91. Konzert, das vom Förderkreis Orgel und Orgelmusik und in Kooperation mit der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim veranstaltet wird. Die Schirmherrschaft hat der Oberbürgermeister von Frankfurt, Peter Feldmann, übernommen.

Daniel Beckmann, der 32 Jahre junge Organist des Hohen Doms zu Mainz spielt auf der großen Orgel der St. Nikolaus-Kirche Werke aus 3 Jahrhunderten. Er wurde in das Amt des Domorganisten vor zwei Jahren von Kardinal Karl Lehmann berufen. Daniel Backmann studierte schon zu Schulzeiten Orgel an der Hochschule für Musik in Detmold – zahlreiche Meisterkurse ergänzten später seine Ausbildung. Bereits mit 27 Jahren legte der Organist für Kirchen- und Konzertmusik alle Examina mit Auszeichnung ab. Es folgten erste Berufsjahre als Dekanatskirchenmusiker des Erzbistums Paderborn sowie ein Lehrauftrag für künstlerisches Orgelspiel an der Musikhochschule in Detmold.

Der Domorganist tritt in Bergen-Enkheim gemeinsam mit den Mainzer Dombläsern auf, die das beeindruckende Neujahrskonzert in St. Nikolaus vor zwei Jahren bereits musikalisch begleiteten und ihr Publikum ausnahmslos begeistert haben. Seit mehr als 25 Jahren ist dieses Ensemble besetzt mit zwei Trompeten (Heiner Wellnitz, Christian Tolksdorff), Horn (Stefanie Roschy), Posaune (Stephan Hofmann), Tuba (Oswald Prader) und Pauken (Axel Weilerscheidt). Die Mainzer Dombläser begleiten an hohen Feiertagen traditionell die Bischofsgottesdienste im Hohen Dom St. Martin zu Mainz.

Dank dieser hochkarätigen Besetzung können sich die Besucher auf ein vielfältiges, großes Musikerlebnis und einer festlichen wie stimmungsvollen Begrüßung des neuen Jahres freuen.

Karten für das Neujahrs-Konzert in der St. Nikolaus-Kirche in Bergen, am Sonntag, den 6. Jan. 2013, um 17.00 Uhr, sind erhältlich bei

Kath. Pfarrbüro Barbarossastraße 59
Geschäftsstelle Förderkreis Nordring 71-73
Filialen Bergen und Enkheim der Frankfurter Volksbank

Es wird eindringlich auf den Vorverkauf hingewiesen (ohneVorverkaufsgebühr).

Die Abendkasse ist ab 16.15 Uhr geöffnet. Telefonische Vorbestellung unter 0 61 09 / 2 36 40 ;
Auch über e-mail: walzorg@t-online.de oder www.orgelkonzerte-st-nikolaus.de

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