Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus

Glanzvoller Abschluss des Jubiläumsjahrs
Angekündigt war ein Organist der Spitzenklasse, ein Weltklasseorganist: der Förderkreis Orgel und Orgelmusik hatte bei der Vorschau auf sein Konzert vom vergangenen Sonntag nicht mit Superlativen gespart. Das hatte seine volle Berechtigung. Das Orgelspiel von Ben van Oosten, Professor für Orgelmusik am Konservatorium in Rotterdam und weltweit tätiger Orgelvirtuose, wurde zu einer weiteren Sternstunde in der an herausragenden Veranstaltungen ohnehin reichen Reihe der Orgelkonzerte in St. Nikolaus. Schon 2006 war van Oosten in Bergen-Enkheim zu Gast gewesen. Mit seinem jetzigen Auftritt beschloss er die Konzertreihe zum 30jährigen Jubiläum des Förderkreises.

Dass er bei den Orgelfreunden vor neun Jahren einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat, kam im sehr guten Besuch des Konzerts zum Ausdruck, darunter viel Bergen-Enkheimer Prominenz. Harald Schmidt vom Förderkreis konnte unter den Gästen die Vorsitzende des Ortsbeirats, Renate Müller-Friese, den Stadtbezirksvorsteher Walter Fix, von der mitveranstaltenden Kulturgesellschaft die Geschäftsführerinnen Cornelia Grebe und Bettina Matten-Gericke sowie Amtsrat Joachim Netz, mit Filialleiter Christoph Röder den Vertreter des Hauptsponsors der Konzerte, der Frankfurter Volksbank, die 1. Vorsitzende des Vereinsrings, Beatrix Müller-Mamerow, und Pfarrer Uwe Hahner begrüßen.

Den fulminanten Auftakt des Konzerts bildete die „Petite Suite pour Grand Orgue“, ein zeitgenössisches Stück, das der Förster & Nicolaus-Orgel neue und ungewohnte Klangfarben entlockte. Hayo Boerema, heute Organist der St. Laurentskerk in Rotterdam, hat die Komposition für seinen Lehrer und Kollegen Ben van Oosten geschrieben. Es folgte eine Referenz an Johann Sebastian Bach mit dem „Largo“ aus dem Doppelkonzert d-Moll in der Orgelbearbeitung von Bernard Winsemius. Die Brillanz, Differenziertheit und Klarheit des Orgelspiels von Ben van Oosten wurde beeindruckte dann bei den „Variations Sérieuses d-Moll“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, einer Komposition für Klavier, die von Reitze Smits für die Orgel eingerichtet und mit einigen zeitgenössischen Harmonien versehen worden war. Es folgte die romantisch-versonnene „Hochzeitsmusik“ von Camille Saint-Saëns, bevor das Konzert mit der „Symphonie Nr. 6“ von Charles Marie Widor seinen Höhepunkt erreichte. Das gewaltige Werk ist eigentlich für große Kathedral-Orgeln geschrieben. Ben van Oosten hat es auch auf der Orgel in Sankt Nikolaus mit großer Begeisterung gespielt. „Die Orgel von St. Nikolaus hat alles, was man für dieses Stück braucht; es genügt, hier und da eine Umregistrierung vorzunehmen, um das ganze Klangerlebnis zu vermitteln,“ sagte van Oosten. Über Widor, den „Vater der Orgelsymphonie“, hat er eine umfangreiche Biographie verfasst. Als der Beifall nicht enden wollte, ertönte als Zugabe die virtuose „Toccata in h-Moll“ von Eugène Gigout, das wohl bekannteste Werk dieses Orgelkomponisten.

Hannelore Schmid


Mit Pauken, Trompeten und Orgel

Begeisterte Besucher beim Neujahrskonzert
in der vollbesetzten St. Nikolaus-Kirche
Festliche Musik zum Jahreswechsel hatten der Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus und die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim als Veranstalter angekündigt. Das war leicht untertrieben. Zum Beginn des Jubiläumsjahres „30 Jahre Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus“ ließ man es richtig „krachen“. In der buchstäblich bis auf den letzten Stuhl vollbesetzten Kirche am Nordring mit ca. 480 Besuchern demonstrierten die von Fernsehen und Funk bekannten Mainzer Dombläser im Zusammenspiel mit dem jungen Mainzer Domorganisten Daniel Beckmann ihre Freude am virtuosen Auftritt und ihre Könnerschaft. Zwei Trompeten, ein Horn, eine Posaune und die Tuba boten Bläsermusik vom Feinsten. Mit imponierender Leichtigkeit bewältigten sie teils schwierigste Passagen in Bearbeitungen von klassischen Werken. Dazu kamen noch die Pauken und diverses Schlagwerk, was die festliche Stimmung um einiges erhöhte.

Das Programm mit Werken von Buxtehude, J.S. Bach, Händel, Mozart, Humperdinck, Widor, Dupré und R. Strauss ließ keine Wünsche offen. Insbesondere gefielen die „Drei Spirituals“ weil das Ensemble damit seine große Repertoirebreite zeigen konnte.
Das Mitwirken der Orgel als Partner und als zweiter Chor ließ die häufige Zusammenarbeit mit den Dombläsern erkennen. Trotz räumlicher Entfernung – die Bläser waren vor dem Altar positioniert . gelangen wunderbare Echowirkungen und beste Abstimmungen. So konnte mit der solistisch eingesetzten Orgel ein durchsichtiges Klangbild entstehen.

Eine eigene Erwähnung verdienen die Orgel-Solo-Stücke. Beckmann spielte virtuos mit ausgesuchter Registrierung die Fantasie von W.A. Mozart, eines der wenigen Originalwerke Mozarts für die Orgel, obwohl von ihm die Worte überliefert sind: „Und die Orgel ist doch in meinen Augen die Königin aller Instrumente“.
Die Choralbearbeitung J.S. Bachs über das beliebte Lied „Nun danket alle Gott“ ist nur wenigen bekannt. Die Bearbeitung für Orgel solo des amerikanischen Konzertorganisten Virgil Fox verlangte große Virtuosität. Beckmann gelang eine beeindruckende Interpretation mit Steigerungen bis zum vollen Werk. „Nun danket alle Gott“, das ging unter die Haut und war manch einem Besucher eine Herzensangelegenheit zum Jahreswechsel.
Auch das Präludium und Fuge in g von Marcel Dupré verlangt höchste Könnerschaft, teils mit vierfachem Pedal bei nur zwei Füßen. Auch hier überzeugte Beckmann durch stilsichere und ausregistrierte Interpretation.
Das Publikum war begeistert und erst nach einer erklatschten Zugabe wurden die Musiker mit stürmischem Beifall entlassen. Der Schirmherr Uwe Hahner, Pfarrer der katholischen Gemeinde und die Veranstalter waren hoch zufrieden und konnten viele Glückwünsche zum Erfolg dieses Neujahrskonzertes entgegennehmen.
Nach dem Konzert äußerte sich Daniel Beckmann über die große Orgel: „ein wunderschönes Instrument, das nicht nur über leise Stimmen verfügt sondern auch soviel Kraft hat gegen die Bläser anzukommen“.

Eine bezaubernde Idee der Veranstalter war das Angebot von Sekt und /oder Orangensaft vor der Kirche, was weidlich genutzt wurde und den festlichen Charakter unterstrich. So konnte man im Gespräch mit den Musikern und den vielen prominenten Gästen den Abend ausklingen lassen. Eine besondere Überraschung war dann noch der Abschuss von einigen Silvester-Raketen. Man hatte sich schließlich vorgenommen, es „krachen“ zu lassen.